Bestärkung von Personen und Projekten

Der Thread schließt an https://meta.allmende.io/t/selbstbestimmte-beruecksichtigung-von-anerkennung-lebensumstaenden-und-sozialen-beziehungen/773 an.

Ich halte die ‘selbstbestimmten Bestärkung’ als eine notwendige Erweiterung der ‘selbstbestimmten Berücksichtigung’. Während in letzterer gesagt wird: “Ich will mich besonders Tätigkeiten annehmen, die Personen mit diesen und jenen Lebensaspekten unterstützten” und ich somit ablesen kann, welche vorgeschlagenen Tätigkeiten relevant für mich sind, wird bei der ‘selbstbestimmten Bestärkung’ gesagt: “Bevor ich unterstützt werde, ist es mir wichtiger, dass diese Person bzw. dieses Projekt unterstützt wird” - wobei hier gleich wichtig ist festzuhalten: Die Unterstützung eines Projektes heißt die Unterstützung von konkreten Personen, die in diesem Projekt aktiv sind.

Grundüberlegung

Es ist mir in letzter Zeit wieder klar geworden, dass es im Commoning (ich habe vor kurzen die Übersetzung “Gemeinschaffen” gelesen und bin sehr angetan) keinen klaren Unterschied zwischen ‘Wünschen für mich’ und ‘Wünsche für andere’ gibt. Ich wünsche mir etwa, dass ein bestimmtes Essen verfügbar gemacht wird - da das Essen dann selbst aber ein Commons ist, ist es nicht “mein Essen”, sondern ein “verfügbares Essen” und es braucht einen sozialen Prozess darum, wer es eben verwenden darf. Wenn ich durch die Straße laufe und mir denke “hier wäre ein Kinderspielplatz cool” oder “dieses Haus müsste repariert werden”, dann unterscheidet sich das nicht großartig von dem Wunsch nach Essen: Ich möchte, dass etwas verfügbar gemacht oder gepflegt wird. Ich möchte sozusagen, dass die Welt meinen Vorstellungen etwas mehr angepasst wird. Und wenn viele Menschen ‘mich/meine Wünsche berücksichtigen’, dann wird mir Verantwortung zugesprochen. Es wird gesagt: “Ich möchte, dass die Welt sich nach deren Vorstellungen verändert”, z.B. weil ich in schwierigen Lebensumständen bin oder viel für andere getan habe.

Wie funktioniert Bestärkung?

Die Berücksichtigung ist ein Indikator, der sich auf vorgeschlagene Tätigkeiten legt und für mich handlungsleitend sein kann, wenn ich mich danach richte. Die Berücksichtigung ist dabei immer indirekt, da sie sich nie nach konkreten Personen, sondern immer nur nach Lebensaspekten mir tendenziell unbekannter Personen richtet.

Die Bestärkung dagegen richtet sich auf Personen und und konkrete Projekt. Ich sage: “Alle Personen, die mich berücksichtigen wollen - warum auch immer - sollen lieber diese Personen berücksichtigen. Das ist das, was ich mir wünsche; ihr helft mir, in dem ihr denen helft”. Und da mich andere Beteiligte aus unterschiedlichsten Gründen berücksichtigen, gebe ich diese unterschiedlichen Gründe zu einem Teil an andere Personen ab. Und das ist, was komisch ist zu denken. Wenn mich Leute berücksichtigen, weil ich arbeitslos bin, ich aber eine Person bestärkte die 40-Stunden arbeite, dann kann ein Wunsch dieser Person - die 40-Stunden arbeitet - relevant sein für jemanden, der:die Arbeitslosen helfen möchte. Aber, wie gesagt, hilft sie ja tatsächlich der arbeitslosen Person die Welt nach deren Vorstellung zu gestalten auch wenn deren Vorstellung bedeutet, dass die Welt sich etwas mehr nach den Vorstellungen dieser arbeitenden Person richten soll.

Wie gesagt: Das wirkt komisch, ist aber in der Systematik meiner bisherigen Ansicht nach sinnvoll. Diese zusätzlichen Lebensaspekte werden zu den bisherigen addiert und schließlich auf den Wünschen dieser konkreten Personen weitervermittelt.

Die Verstärkung von Projekten sollte ähnlich verlaufen. Ich bestärke ein Projekt und das wird auf die Projektmitglieder aufgeteilt, so wie diese im Projekt das als angebracht halten. Wichtig ist eben, dass nicht “das Projekt” als abstraktes Konstrukt bestärkt wird, sondern eben immer Personen, welche sich diesem annehmen.

Auch wichtig: Wenn ich Personen/Projekte bestärke, werden die Werte meiner Lebensaspekte aufgeteilt. Ich werde als weniger berücksichtigt, wenn andere mehr berücksichtigt werden. Ich glaube, das ist leicht verständlich, wenn ich mir vorstelle, dass dem nicht so wäre und wir uns in einem fünf-Personen-Freundeskreis alle gegenseitig bestärken wollen und dann fünf-mal-mehr von anderen berücksichtigt werden als zuvor.

Fazit

Ich glaube, das klingt komplizierter/abstrakter, als es ist und glaube auch nicht, dass es Berechnungen etc. großartig schwieriger macht. Eine offene Frage ist gerade noch, wie meine Lebensaspekte/diese einzelnen Kategorien/Spalten an meine Wünsche übertragen werden. Wenn sie immer voll weitergegeben werden (was ja sinnvoll erscheint), kann ich dann eigentlich sagen, dass mir besondere Wünsche wichtiger sind als andere? Das fände ich schon sinnvoll, aber ich hätte jetzt keine elegante Lösung bei der Hand, wie das funktionieren soll.

Spannend, ich muss mir das noch durch den Kopf gehen lassen. Aufs Erste kommt mir dazu in den Sinn, dass das eine ähnliche Funktion hat, wie im heutigen Geldsystem ein Kredit, wodurch ja Dinge ermöglicht werden. Aber natürlich ist es besser als ein Kredit… :wink:

Na, das ist schon was sehr anderes. Wenn ich mehr mache bzw. mehr für mich getan wurde etc. pp., wirkt sich das auf andere aus, so wie auf mich selbst. Es ist mehr eine Auflösung des für-sich stehenden Individuums, die aber selbst bestimmt ist. Es geht hauptsächlich um die Aussage, dass ich die Bedürfnisse anderer als meine eigenen Bedürfnisse anerkenne. Und für mich ist es wichtig, dass jede wesentliche “Aussage” darstellbar/übertragbar ist.