Ich bin mir jetzt nich 100%ig sicher ob uns das etwas hilft, aber wenigstens haben wir ein bisschen mehr, um uns daran abzuarbeiten. Und ich hoffe, dass damit nicht „willkürliche Methoden“ zusammengeworfen werden. Aber was ich besonders sehe ist, dass wir mit der Software besonders Teile von „Nähren der physischen Existenz“ direkt unterstützen können, besonders aber auch zu anderen Teilbereichen passiv beitragen.
Und vielleicht gibt es irgendwo ja noch andere Kategorisierungen, die vielleicht hilfreicher für unser Projekt ist. In so einem Fall können wir schon die Anwender:innen an die Hand nehmen und innerhalb der Software zu den Bedürfnissen „führen“, die sie sonst vielleicht nicht ausdrücken können (und wenn dann vielleicht eben nur dinglich)
Jan-Hendrik Cropp hat übrigens einen sehr lesenswerten Artikel geschrieben über die Vermittlung von Bedürfnissen (in der Transformation). Besonders der Fragenkatalog zeigt, warum das alles nicht so einfach ist:
https://keimform.de/2020/beduerfnisse-in-der-commonistische-transformation/
Auszug:
"Bedürfnisse und die eigenen Gefühle als Zugang zu diesen Bedürfnissen scheinen zentral zu sein in den utopischen Entwürfen zu Commonismus. Die eigenen Bedürfnisse in Vermittlung mit den Bedürfnissen anderer sollen das bestimmende Element sein, nach dem eine zukünftige, gesellschaftliche (Re-)Produktion organisiert wird. Und auch in einem kritisch-psychologischen Workshop mit dem Titel „Commoning Our Selves“ hieß es, dass die Essenz emanzipatorischer Gruppenreflexion im Wesentlichen das „ernst nehmen der eigenen Bedürfnisse“ sei.
Was im ersten Moment einleuchtend und überzeugend klingt, stellt bei näherer Betrachtung eine der zentralen Schwierigkeiten im Transformationsprozess hin zu einer commonistischen Gesellschaft / Subjektivierung dar. Um Bedürfnisse zur Grundlage von Gesellschaftsgestaltung zu machen, braucht es erstens die Fähigkeit, die eigenen Bedürfnisse wahrnehmen, spüren und erfühlen zu können und zweitens die Möglichkeit, diesen – möglichst verbal – Ausdruck zu verleihen.
In der commonistischen Kritik und Utopie sind die diversen, miteinander verschränkten Herrschaftsverhältnisse wie Rassismus, Sexismus, Klassismus usw. verdächtig wenig präsent. Mit Macht drängen sie jedoch zurück in die Diskussion, wenn die Frage nach der Fähigkeit, Bedürfnisse wahrnehmen und artikulieren zu können, beleuchtet wird. Schließlich stehen Unterdrückungs- und Abwertungserfahrungen der Fähigkeit, Bedürfnisse wahrzunehmen und zu artikulieren, im Wege. Dies ist einer der zentralen Gründe, warum nur mit der Überwindung der angesprochenen Herrschaftsverhältnisse das Versprechen nach einer bedürfnisorientierten, commonistischen Gesellschaft eingelöst werden kann."